# Landschaft mit dem büßenden Heiligen Hieronymus
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 1904
Beschreibung
Piero della Francesca zählt zu den bedeutendsten Malern der italienischen Renaissance. Sein Hauptwerk, der Freskenzyklus mit der Legende der Auffindung des Wahren Kreuzes (ca. 1452-1466), befindet sich in der Basilika des heiligen Franziskus zu Arezzo und zeichnet sich durch bewegte Figurenmassen aus, die in weiten Landschaften agieren. In der Tat hat Piero die Landschaftsdarstellung in einer für die italienische Kunst neuartigen Weise interpretiert und mit kompositorischer Bedeutung versehen. Felsmassen, Bäume, Flüsse, wolkige Himmel sind zu tiefenräumlichen Prospekten von monumentaler Wirkung arrangiert. Sie bilden nicht länger Folie und Kulisse, vor der die Figuren agieren, sondern konstituieren einen atmosphärischen Raum. Dieser ist für Piero aber kein neutraler Ort, der den Figuren untergeordnet wird, vielmehr geht die Landschaft mit dem Bildpersonal eine durchdachte Bindung ein, ja, sie ist für die Wirkmacht der Darstellungen grundlegend. Dies gilt ohne Einschränkung auch für die Tafel mit dem büßenden heiligen Hieronymus (um 347-um 419). Zwischen 1968 und 1972 wurde dieses Werk einer Reinigung unterzogen, bei der die ältere Übermalung des Hintergrundes entfernt wurde. Zum Vorschein kamen die originalen Baumkronen sowie der mit delikaten Federwolken angelegte Himmel. Die Wolken tragen, neben den zum Hintergrund hin kleiner werdenden Bäumen und dem sich zum Horizont windenden Flußlauf, zum Eindruck großer Raumtiefe bei. Besonderes Augenmerk richtete der Künstler schließlich auf den illusionistischen Effekt der sich im Wasser spiegelnden Baumstämme. Hieronymus kniet in dieser wohlgeordneten Natur auf kargem Boden, sein Gebet verrichtend. In seiner Linken hält er dazu eine Gebetsschnur, in der Rechten einen Stein, mit dem er sich meditativ-entrückt in einer Bußübung an die offene Brust schlägt. Links im Vordergrund liegt der Löwe, aufgrund des problematischen Erhaltungszustandes kaum noch als solcher erkennbar. Sanftmütig war er zu Hieronymus gekommen, damit dieser ihm einen Dorn aus der Pfote ziehe. Indem selbst wilde Tiere Hieronymus’ besonderen Status erkennen, wird dessen Autorität evident. Der Heilige wird zu einem der zentralen Scholastiker und Kirchenlehrer, dessen Legitimation in jener in der Einsiedelei erfahrenen Gottesnähe gründet. Seine wichtigsten Schriften wird Hieronymus als Kardinal verfassen, der scharlachrote Galero, der Kardinalshut, liegt als Zeichen dieser Würde prominent im Vordergrund. Angesichts seines kleinen Formats wird das in seinem originalen Rahmen erhaltene Gemälde vermutlich der privaten Andacht zugeeignet gewesen sein. Seine ikonographische Kernaussage ist das mönchische Ideal von der Erlangung höherer Erkenntnis (und Weihen) durch Selbstentäußerung, wie es Hieronymus in idealer Weise verkörpert. Mit diesem Thema konnte die Tafel zwar auch in klerikalem Umfeld in Gebrauch stehen, wahrscheinlicher ist aber, gerade angesichts der kunstvoll komponierten und mit optischen Effekten ausstaffierten Landschaft, daß sie einem humanistisch gebildeten Besitzer zur persönlichen Erbauung diente. In der jüngeren Forschung wurde überzeugend dargelegt (Matteo Mazzalupi 2007), daß die Tafel im Zusammenhang mit einem längeren dokumentierten Aufenthalt Pieros in Ancona zu sehen ist und dort ca. 1450 entstand. Als möglicher Auftraggeber kommt Gerolamo (Hieronymus) Ferretti in Frage, dessen Familie zu den ältesten und renommiertesten der Stadt zählte. Gerolamo bekleidete wichtige städtische Ämter, seine Grabkapelle enthielt eine von Nicola di Maestro Antonio da Ancona geschaffene Lünette, die ihr Vorbild in dem Kleinformat der Berliner Gemäldegalerie hat.| Stefan Weppelmann
SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. auf einem Cartellino vorn rechts am Baumstamm: PETRI (T und R zusammengezogen) DE / BVRGO / OPVS• M / CCCCL
Material/Technik
Kastanienholz
Maße
Bildmaß: 58,8 x 46 cm mit Rahmen; Rahmenaußenmaß: 58,8 x 46 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Piero della Francesca (um 1410/1420-1492)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47355)
+ wann: 1450
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=866188)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
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Stand der Information: 2021-01-30 03:09:44
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=866188&resolution=superImageResolution#1042719